Mitgliederversammlung der Hugo-Ball-Gesellschaft

Am Sonntag, 18. Dezember 2011, findet um 15 Uhr in Raum 1.21 im Rathaus der Stadt Pirmasens (Exerzierplatz) eine ordentliche Mitgliederversammlung der Hugo-Ball-Gesellschaft statt. Alle Mitglieder wurden bereits postalisch davon in Kenntnis gesetzt.

Am gleichen Tag findet ab 19 Uhr auch der offizielle Abschluss des Hugo-Ball-Jahres in der Pirmasenser evangelisch-methodistischen Kirche (Alleestr. 23) statt. Unter dem Titel „In der Avantgarde lauert die Religion“ gestalten Joachim L. Bähr und Katharina Ihlefeld einen Hugo-Ball-Abend mit Vortrag, Rezitation und Gesang.

Hugo-Ball-Tagung in Heidelberg

Unter dem Titel „Hugo Ball – Avantgarde und Religion“ findet am 9. und 10. Dezember 2011 eine Tagung des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg im Palais Boisserée (Hauptstraße 207–209), Raum 122, statt.

Die Gründungsurkunde des Dadaismus war gerade erst ausgestellt, die Revolte der Avantgarde im vollen Gang, da hatte sich Hugo Ball (1886-1927) bereits für ein anderes Mysterium entschieden. Sein Brief an Emmy Hennings vom 8. Februar 1917 dokumentiert eine Confessio, die ihm seine transzendental obdachlosen Weggefährten nie verziehen: „Es ist etwas Schönes um die katholische Kirche. Sie ist wie eine ewige Mutter, die uns Eintagsfliegen in ihre Arme auffängt.“ Von der Literaturwissenschaft wird bis heute fast ausschließlich der virtuose Lautdichter im Zürcher „Cabaret Voltaire“ wahrgenommen, kaum dagegen der katholische Mystiker und Verfasser von Heiligenlegenden. Dabei lässt sich an Balls Tagebuch „Die Flucht aus der Zeit“ belegen, dass schon die lautpoetischen Exaltationen des Jahres 1916 auf religiös-liturgische Gesten und Sinnvorgaben zurückgehen. Nach 1921 favorisierte Ball gar eine „berauschte Theologie“, eine Ausschließung alles Säkularen, um die „Unbedingtheit der Nachfolge Christi“ zu realisieren. Insofern darf man die Poetik des späten Hugo Ball mit der Lebenspraxis des syrischen Säulenstehers Symeon vergleichen, den Ball in seinem „Byzantinischen Christentum“ porträtierte:  Man kann sich den Ex-Dadaisten gut auf einer Säule vorstellen, auf der er in immerwährendem Fasten und Beten und Lesen seine Tage und Nächte verbringt. Einer staunenden Gemeinde, die sich an den Verlockungen der Moderne labt, verkündete Hugo Ball die Lektion der Askese.

Zum Abschluss des Hugo Ball-Jahrs 2011 soll die Tagung dem ebenso spannungsreichen wie ästhetisch und intellektuell produktiven Beziehungsgeflecht nachgehen, das Avantgarde und Religion im Werk Balls verbindet.

Programm
Freitag, 9. Dezember 2011
Moderation: Michael Braun

14.00 Uhr Begrüßung und Eröffnung der Tagung
14.15 Uhr  Helmuth Kiesel (Heidelberg)
                      Hugo Ball – Leben und Werk im Licht der Gesamtausgabe
15.00 Uhr Jost Eickmeyer (Heidelberg)
                      Die Karawane unter der Schwarzen Fahne. – Balls Bakunin im Kontext
15.45 Uhr  Kaffeepause
16.15 Uhr  Carsten Dutt (Heidelberg)
                      Bruitistisches Krippenspiel, lautpoetische Totenklage –
                      Balls Dadaismus als Reflexionsmedium des Christentums
17.00 Uhr Friedrich Vollhardt (München)
                      Hugo Balls Begriff und Deutung der Reformation
18.00 Uhr  Abendessen
20.00 Uhr Michael Braun (Heidelberg) und Norbert Lange (Berlin)
                      Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer. Eine Hugo Ball-Revue
                      Lesung und Gespräch in der Buchhandlung Himmelheber

Samstag, 10. Dezember 2011
Moderation: Carsten Dutt

  9.15 Uhr Ralf Georg Czapla (Heidelberg)
                     Hugo Ball und Rudolf von Laban
10.00 Uhr Jan-Friedrich Missfelder (Zürich)
                       Hugo Ball liest Carl Schmitt
10.45 Uhr  Kaffeepause
11.15 Uhr   Wilhelm Kühlmann (Heidelberg)
                       FLUCHT AUS DER ZEIT. Was heißt das?
12.00 Uhr  Schlussdiskussion

Kontakt:
Ines Troch, Sekretariat
Tel.: 06221 – 5423205 – Fax.: 06221 – 543249
E-Mail: ines.troch@gs.uni-heidelberg.de